Kopenhagen ist natürlich für den hohen Radverkehrsanteil sowie die gute und großzügig angelegte Infrastruktur bekannt. Das kann ich nach meinen geplanten und ungeplanten Irrfahrten so unterschreiben:

Wie in Deutschland sind an vielen Hauptstraßen Radwege angelegt, die aber den Namen im Gegensatz zu den hiesigen auch verdienen. Breiten von mehr als zwei/drei Meter sind üblich und werden gelegentlich sogar deutlich überschritten und die Oberflächenebenheit ist mit den süddeutschen Buckelpisten nicht mal im Ansatz vergleichbar. Ampelschaltungen sind auf den Hauptrouten auf den Radverkehr abgestimmt, wobei die Planer durchaus ein flottes Tempo jenseits der 20 km/h zulassen und kürzere Ampelphasen einrichten als hierzulande, wodurch das gesetzlich vorgeschriebene indirekte Abbiegen doch erstaunlich schnell abläuft. In Deutschland könnte man in der Zeit locker einen Kaffee trinken, während man in Kopenhagen nur mal kurz nippen kann 🙂

Der hohe Radverkehrsanteil ist natürlich nicht zu übersehen: Stellplätze sind oftmals voll, an Ampeln bilden sich lange Schlangen, man wird oft überholt oder überholt oft und kommuniziert durch Hand heben  (=Stop, Verlangsamen, indirektes Abbiegen) oder den bekannten Handzeichen fürs Abbiegen. Ebenso fehlt selten der schnelle Blick zur Seite, ob man gefahrlos überholen kann oder ob jemand schnelleres von hinten vorbeirollen will. Natürlich habe ich die eine oder andere Szene gesehen, wo das nicht beachtet worden ist und der Überholer ausweichen und bremsen musste. Geflucht hat aber keiner 🙂

Was in Kopenhagen so gut funktioniert, ist im Rest von Dänemark leider nicht oder eher auf deutschem Niveau umgesetzt worden: Innerorts schlechte Buckelpisten, als Ausgleich aber literweise blaue Farbe (wohl um die Schlaglöcher zu füllen) und extrem schlechte Beschilderung auf dem Land. Ich habe oft innerlich geflucht, weil die kürzeste Verbindung zwischen zwei Orten, eine schöne, ebene Landstraße, für Fahrräder gesperrt oder sogar, ohne Vorankündigung, durch eine Baustelle komplett versperrt war und ich mir die legale Route über irgendwelche kleinen, hügeligen Dörfer mit vergleichsweise schlechtem Belag zusammenpopeln durfte. Diese ganzen Teilsperrungen, die für mich keinen offensichtlichen Grund hatten, haben mich doch an der Radfahrerfreundlichkeit der Dänen zweifeln lassen. Ebenso die geringen Überholabstände außerorts. Doch auf meinem Weg habe ich das eine oder andere Juwel an Weg gefunden, das einem die Reise dann doch wieder schmackhaft machte 😉

Nach einer Woche Aufenthalt in Kopenhagen mit dem üblichen Touristenprogramm ging es in einem Tag nach Gedser, wo ich mit der Fähre nach Rostock übersetzte und dann eine ganztägige Odyssee mit der Deutschen Bahn antrat. Zum Glück erging es mir trotz Fahrradmitnahme und vier Gepäcktaschen nicht so wie Heiner, der da eher schlechte Erfahrungen gemacht hat 🙂

Alles in allem waren die vier Wochen jedoch eine ausgezeichnet verbrachte Zeit zwischen den Semestern und ich freue mich schon auf die nächste große Tour, die mich wahrscheinlich nach Südfrankreich auf den Mont Ventoux führen wird. Wann? Die Zeit wird’s zeigen…

Reisebericht: Teil 1, Teil 2, Teil 3

2 Meinungen zu “Die Bikekitchen fährt nach Dänemark (Teil 4)

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