Stadtführer für München – alternativ unterwegs in München

Alternativ Unterwegs ist der erste ökologische und alternative Stadtführer für München, geschrieben von einer ehrenamtlichen Redaktion. Der Stadtführer erscheint im Juni 2015 als Buch, es gibt eine Leseprobe und die Möglichkeit ihn vorzubestellen
www.alternativ-unterwegs.de/vorbestellung

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Nachbericht von der VeloCafé-Demo

velocAm Sonntag fand in Pasing die Fahrrad-Demo zum Erhalt des Kulturgeländes auf dem Gelände der alten Kuvertfabrik Pasing (KuPa) statt. Gegen 14 Uhr begann, nach einer kurzen Ansprache über die Hintergründe der Demo, der Tross der bunt behängten Radfahrer sich in Bewegung zu setzen. Im langsamen Schritttempo rollten ca. 50/60 Teilnehmer durch den Pasinger Ortskern und, nach einer längeren Kundgebung, abschließend zum VeloCafé in die Landsbergerstraße 444.

Mit Klingeln, zwei Lautsprecher-Rädern und skandierten Parolen („Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns den Freiraum klaut“, „Freiheit durch Freiraum“) machten die Teilnehmer auf das drohende Ende eines seit mehr als zehn Jahren bestehendes Kulturprojekts aufmerksam. Flyer wurden an Passanten, Anwohnern und geduldig wartenden Autofahrern verteilt, Unterschriftenlisten wanderten hin und her und wurden langsam aber sicher voller.

velo_kleinDie Abschlussveranstaltung fand im gemütlichen VeloCafé statt. Dort bot sich den Demonstranten und später dazugestoßenen Gästen ein tolles Programm: Für musikalische Untermalung sorgte die Express Brass Band, die mit ihrer Musik die Leute zum Tanzen brachten und mit ihren kurzen und witzigen Intermezzos das Publikum einbanden. Fürs leibliche Wohl gabs leckeres Chili sin carne und selbstgebackenen Kuchen.

Laut den Veranstaltern wird es noch eine Demo geben, wir sind auf jeden Fall auch wieder dabei, um diesen künstlerischen Freiraum zu unterstützen. Und ihr?

„Wirtschaft warnt vor Verkehrskollaps“ – Münchner Merkur

Im Münchner Merkur wird gerade vor der Großen Verkehrsapokalypse gewarnt:

Überfüllte U- und S-Bahnen gefährden nach Ansicht der bayerischen Wirtschaft Münchens Attraktivität für Fachkräfte. „Schon heute bringt die kleinste Störung das Verkehrssystem zum Kollabieren“, sagte Peter Kammerer, Bereichsleiter Volkswirtschaft der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, der Nachrichtenagentur dpa. Straßen und öffentlicher Nahverkehr müssten dringend ausgebaut werden, damit die Arbeitnehmer mit vertretbarem Aufwand zu ihren Arbeitsplätzen kommen.

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Ein leistungsfähigeres Netz an Hauptstraßen könne das Verkehrsaufkommen bündeln und flüssiger machen.

Postfossile Mobilität
Postfossile Mobilität in Dänemark

Obwohl im ganzen Artikel kein Wort über die naheliegendste Lösung fällt (klar, das Fahrrad), ist auch die Idee vom Ausbau der Hauptstraßen nicht wirklich sinnvoll. Denn es stellt sich damit in der Stadt wieder die Frage nach der Verteilung des begrenzten Raumes: Baut man Häuser zum Leben oder Straßen zum Fahren? Baut man nun Straßen, werden die Häuser halt außerhalb von München gebaut, was wieder den Pendlerverkehr steigert und die Straßen wieder auslastet. Langfristig gewinnt man dadurch nichts.

Schönes Beispiel ist da die USA, die ja auch schon so viel Erfolg damit gehabt haben, riesige Stadtautobahnen zu bauen, um Staus zu vermeiden und die Menschen aus den Suburbs in die Stadt zu leiten. Daher gilt nach wie vor das Bonmot: Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.

Dabei scheint der Stau ein eigentlich gutes Regulativ für den motorisierten Individualverkehr (MIV) zu sein: Je öfter Stau ist (durch Baustellen oder langfristige Verkehrsflussänderungen), desto weniger Menschen fahren mit dem Auto, bis sich wieder eine „angenehme“ Staulänge eingestellt hat. Denn eine halbe Stunde kann man verkraften, zwei Stunden hingegen weniger. Natürlich müssen Alternativen bestehen, z.B. ein günstiger und dicht getakteter ÖPNV oder ein fahrtüchtiges Fahrrad im Keller oder vor der Haustür.

Verkehrspolitik
Kopenhagener Verkehrspolitik

 

Plant man jedoch, Autoparkplätze in Fahrradparkplätze umzuwandeln, weil die Gehsteige sonst von zahlreichen Rädern blockiert werden und die Autos eh 23 Stunden am Tag nur nutzlos rumstehen, ist das Geschrei der umliegenden Ladeninhaber groß: Wo sollen denn meine Kunden parken? Dass Fahrradfahrer, Fußgänger und ÖPNV-Nutzer auch Kunden sind, scheint da irgendwie nicht ins Bewusstsein der Ladeninhaber zu dringen. Dabei ist die Geldbeuteldichte bei Radfahrern viel größer als bei Autofahrern. Auf den Platz eines Autos mit durchschnittlich 1,4 Geldbeuteln kommen locker 6 Fahrräder mit einem eigenen Fahrer nebst Geldbeutel, der gerne sein durchs Fahrradfahren gesparte Geld in lokalen Läden ausgibt. Fürs Geschäft wäre es eigentlich das Beste, Autoparkplätze zu reduzieren.

Wissenschaftlich untersucht wurde dieser Zusammenhang in Toronto, Kanada:

Cycling is good for businessCyclists tend to be more reliable customers than drivers, spend larger amounts of money per capita per month, and are easily attracted with appropriate infrastructure.
As a larger share of trips in North American cities are made by bicycle, businesses should seize the opportunity and support investment in cycling infrastructure to increase competitiveness.

Die Reduktion der Autoparkplätze hätte den tollen Nebeneffekt, dass sich dadurch auch der MIV reduziert: Denn wo möchte man hinfahren, wenn man dort nicht parken kann? Was klarerweise ebenfalls fürs Fahrrad gilt 🙂